Kreistag beschließt Abfallwirtschaftskonzept 2020 und Gebührensenkung
08.10.2013
Seit Ende der 90er Jahre verfolgt der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Wetteraukreises eine nachhaltige, auf regionale Kreislaufwirtschaft ausgerichtete Abfallpolitik. Mit dem „Abfallwirtschaftskonzept 2020“ stellt der AWB nun die Weichen für die Zukunft.
Friedberg. In seiner 20-jährigen Firmengeschichte hat der AWB schon viele Meilensteine in der Wetterauer Abfallwirtschaft gesetzt. Ob die Reduzierung des Restmüllaufkommens während der Anfangszeit, die Errichtung einer zentralen Kompostierungsanlage für die Verwertung getrennt gesammelter Bioabfälle oder ab 2005 die Schaffung einer flächendeckenden Infrastruktur an Recyclinghöfen, stets handelt der AWB getreu dem Motto „Schonung von Ressourcen und Umwelt“. Damit dieses zukunftsweisende Leitbild ausgebaut werden kann, entwickelte der AWB das „Abfallwirtschaftskonzept 2020“.
Eben jenes Konzept war neben einer massiven Gebührensenkung Thema der Kreistagssitzung am vergangenen Mittwoch und wurde nun offiziell verabschiedet. Landrat Joachim Arnold sagte dazu: „Mit der Verabschiedung des Abfallwirtschaftskonzeptes 2020 wird die Entwicklung für eine zukunftsfähige Ressourcenwirtschaft weitergeführt. Dass wir in der Wetterau aber bereits heute bestens aufgestellt sind, zeigt eine Recyclingquote von über 68 Prozent. Damit erfüllen wir die gesetzlich geforderte Quote von 65 Prozent für das Jahr 2020 bereits jetzt“. Nicht umsonst zählt Zusammenwirken aus Bring- und Holsystem zu den modernsten in ganz Hessen.
Mit dem „Abfallwirtschaftskonzept 2020“ will der AWB die Sicherung und den Ausbau der Wertstoffströme strategisch ausweiten. Dabei gilt eine gezielte Wertstofferfassung als Schlüssel zum Erfolg. Um dies zu bewerkstelligen, investiert der AWB immer wieder in seine vorhandenen Ressourcen und baut diese u.a. anhand neuer Modellversuche aus.
Ausbau des Humus- und Erdenwerks Ilbenstadt
Das Humus- und Erdenwerk in Ilbenstadt existiert bereits seit 1993 und gilt heute als eine der führenden bundesdeutschen Anlagen. Jährlich werden bis über 30.000 Tonnen Bio- und Grünabfall verwertet. Wichtiger Baustein für diese Entwicklung war die Erweiterung des Werkes um eine Vergärungsanlage im Jahr 2007. Dadurch wurde die Anlage zu einem dreistufigen System, bestehend aus Vergärung, Intensivrotte und Nachreife, ausgebaut. Ein Vorteil: Durch die Vergärung kann zusätzlich Energie gewonnen werden.
Im Zuge des „Abfallwirtschaftskonzepts 2020“ wird das Humus- und Erdenwerk Ilbenstadt nochmals weiterentwickelt. Bioabfall unterliegt nämlich je nach Jahreszeit stärkeren Schwankungen in der Gasproduktion. Das Blockheizkraftwerk (BHKW) der Anlage kann dann nicht optimal betrieben werden. „Wir werden ein zweites Blockheizkraftwerk einsetzen, dass die vollständige Verwertung des erzeugten Biogases realisiert. Für Zeiten der Spitzenlast werden wir auf Speicher fahren. Durch die optimierte Vermarktung des erzeugten Stroms verbessert sich die Wirtschaftlichkeit der gesamten Anlage. Dies ist unser Beitrag zur Energiewende“ so Kurt P. Schäfer, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Wetterau.
Die Wünsche der Kunden stets im Blick
Akzeptanz und Motivation ist Voraussetzung für die nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Daher wird der AWB die Abfallentsorgung für die Bürger so bequem wie möglich gestalten. Das Netz aus zehn Recyclinghöfen ist Teil dieses Mottos. Drei Modellversuche ab Oktober in Butzbach und Florstadt werden den Service für die Bürgerinnen und Bürger weiter verbessern.
Die Butzbacher finden neu Container in ihrer Stadt vor, bei denen sie ihre Elektrokleingeräte entsorgen können. Zusätzlich wird der Recyclinghof Butzbach großteilige Kunststoffe, wie leere Kanister, Eimer oder auch Gartenmöbel getrennt kostenfrei annehmen. Da Florstadt keinen eigenen Recyclinghof hat, wird in Zusammenarbeit mit der Behindertenhilfe Wetterau an jedem ersten Samstag im Monat ein LKW an zwei Standorten Kunststoffe, Metalle und Elektrokleingeräte einsammeln. Dazu Abfalldezernent Wolfgang Patzak: „Durch die Modellversuche gehen wir weiter auf die Wünsche der Bürger ein. Wir machen gleichzeitig deutlich, dass wir durch das kreisweite Netz an Recyclinghöfen eine aus Ressourcensicht zukunftsfähige Infrastruktur geschaffen haben. Die weiterhin wachsenden Anlieferungen unterstreichen die hohe Akzeptanz beim Bürger“.
Durch nachhaltige Abfallwirtschaft mit hohen Recyclingquoten werden zudem Kosten eingespart. Der AWB gibt diese Einsparungen an seine Kunden weiter. Das Stichwort lautet hierbei „Kreislaufwirtschaft“. „Wir haben in den vergangenen Jahren in ökologisch wie ökonomische Nachhaltigkeit investiert. Dies wollen wir an unsere Bürgerinnen und Bürger weitergeben. Das passiert in Deutschland nicht sehr oft“, sagte Landrat Joachim Arnold. So beschloss der Kreistag in seiner Sitzung eine massive Senkung der Abfallgebühren, die ab 2014 in Kraft tritt. Die Kosten von Rest- und Sperrmüll werden von 189,00 Euro auf 168,00 Euro pro Tonne reduziert. Auch die Gebühren für Bioabfälle fallen von 95,00 Euro auf 65,00 Euro sowie für Grünabfälle von 70,00 Euro auf 40,00 Euro.